Wir stellen auf ortsungebundenen Unterricht um.

von Michael Bürkle
19. Oktober 2020

ORANGE– Was wir seit Wochen für unsere Schule wegen ihrer speziellen Exponiertheit als Schule für berufstätige Erwachsene fordern, wird nun – zunächst 3 Wochen lang bis 8. November – für viele Tiroler Schulen Realität. Ampelfarbe ORANGE: die Umstellung auf „ortsungebundenen Unterricht“, auch „distance learning“ oder „home schooling“ genannt.

Wir stellen völlig um. Wir werden den Stundenplan eben ortsungebunden durchführen – es ist uns gleich, an welchem Ort die Studierenden sind; auch unsere Lehrenden suchen sich ihren eigenen Ort, von dem sie aus unterrichten. Unsere Studierenden bekommen Studienunterlagen per Lernplattform; sie können in Diskussionsforen nicht nur diskutieren, sondern auch Rückfragen zum Unterricht stellen. Wir können da (fast) alles durchführen – ja, wir haben seit über 20 Jahren Erfahrungen in Fernunterricht!

Wir machen das nicht leichtfertig. Allen unseren Lehrenden wäre Präsenzunterricht lieber – aber halt ohne Corona. Aber wenn unsere Studierenden in ihrem Beruf existenziell bedroht sind, weil Chefs sie vor die Alternative „Job oder Präsenzunterricht“ stellen, bleibt uns keine Wahl. Es geht dann nicht mehr darum, was uns lieber ist.

Wir wissen, dass ortsungebundener Unterricht manchen Studierenden Probleme bereitet: wer keinen guten Computer, keine flotte Internetverbindung, kein eigenes Arbeitszimmer hat – oder wer einfach einen direkten Kontakt zur Lehrperson braucht: für den ist distance learning schwierig. Wir werden diesen Studierenden Präsenz-Förderkurse anbieten, in denen sie in kleinen Gruppen ihre Lehrpersonen real treffen und befragen können. (Kleine Gruppen sind auch bei ORANGE erlaubt.)

Wir sind gerüstet.

Mittlerweile ist klar, wer die Ampelfarbe für Schule festlegt: es ist die jeweilige Landesbildungsdirektion. Wir haben auf unsere Bemühungen und Anträge bisher immer gehört: „Ampelfarbe ist GELB; es muss Präsenzunterricht sein“. Inhaltlich haben wir für unsere Argumente immer „Verständnis“ bekommen – aus dem aber keine Konsequenz folgte. Nun haben die Republik Österreich und das Land Tirol uns recht / Recht gegeben. Wir waren offenbar bloß zu schnell oder zu hellhörig. Es wäre sinnvoll, bei der Festlegung der Ampelfarbe auch die lokale Expertise einzubeziehen.

Wir sind an sich keine besonders infektiöse Schule. Seit Mitte September haben wir es auf 12 nachgewiesene Corona-Fälle gebracht. Es gibt Schulen, die haben mehr. Aber niemand weiß, wie viele unserer mehr als 800 Studierenden wirklich das Virus in sich tragen oder noch tragen werden, keine Symptome von Krankheit zeigen, aber trotzdem die Infektion weitertragen können. Wir hätten das Potenzial für einen großen Virencluster; momentan ist diese Gefahr wesentlich eingedämmt.

Wir schließen die Schule nicht; wir schließen nur das Schulhaus. Nein: Wir öffnen die Schule für ortsungebundenen Unterricht, der auch dann stattfinden kann, wenn 20, 30 Menschen plötzlich in Quarantäne müssen, weil ein einziger Verdachtsfall aufgetreten ist.

mb, 17.10.20